Introducing...
Seit Beginn des Performing Arts Festival Berlin ist „Introducing…“ fester Bestandteil des Programms. Im Fokus stehen Künstler:innen und Kollektive, die sich als Newcomer:innen in der Freien Szene Berlins sehen und den Wunsch haben, ihre Perspektiven Publikum und Häusern vorzustellen und in Austausch zu treten. Die Teilnahme beim PAF bietet den Introducer:innen nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch Beratung und Vernetzung bei ihrer Arbeit.
In Kooperation mit den Spielstätten Ballhaus Ost, HAU Hebbel am Ufer, Sophiensæle und TD Berlin wurden aus zahlreichen Einsendungen vier unterschiedliche, sich thematisch und ästhetisch wunderbar ergänzende Produktionen ausgewählt, die diese Festivalausgabe bereichern.
Josephine Findeisen zeigt in „Working Class Dance Group“ den aktuellen Arbeitsstand einer anhaltenden Auseinandersetzung mit Klassenverhältnissen. Die Tänzer:innen zeigen Intersektionen auf zwischen Klasse und Geschlecht sowie deren Auswirkungen auf Körper in Sprache und Bewegung – im Begehren nach einer Gesellschaft ohne Klassenverhältnisse.
Camila Malenchini und Marga Alfeirão lassen in „Wet Eyez“ tanzende Figuren mit Augen und Mund in der Brust aus Wasser und Fiktion entstehen. Die neuen Blemias begegnen hier selbstbewusst eurozentrischen Blicken und widersetzen sich kolonialen Hierarchien.
Mit kolonialen Kontinuitäten setzt sich Laia RiCa auseinander. Sinnlich und dokumentarisch, persönlich und historisch werden diese in „Kaffee mit Zucker?“ behandelt. Der einmaligen Ästhetik kann sich das Publikum kaum entziehen, nicht zuletzt, weil der Geruch röstender Kaffeebohnen die Schwelle zwischen Bühne und Saal so unweigerlich aufhebt, wie Laia RiCa sich über Grenzen von Genres hinwegsetzt.
Zeitliche Grenzen werden in „Vor Sonnenaufgang“ übergangen, wenn Sophie Blomen, Vera Moré und Max Reiniger Gerhart Hauptmanns Drama aus dem 19. Jahrhundert mit einer persönlichen Biografie begegnen und nicht nur den Theaterkanon zeitgemäß hinterfragen, sondern auch den Umgang mit gesteigertem Alkoholismus.
Alle Introducer:innen setzen sich progressiv mit gesellschaftlichen Diskursen auseinander, beleuchten Zusammenhänge neu und stellen persönliche Zugänge her. Wer neugierig ist, diese kritischen und kreativen Künstler:innen kennenzulernen, kann dies nicht nur bei den Vorstellungen am Festivalwochenende tun, sondern hat auch die Möglichkeit, mit ihnen in den darauf folgenden Gesprächen in Austausch zu treten.